SCSH26
Planung LP 0-4 & Interieur: Gerd Streng Architekt BDA
Planung LP 5-8 Hochbau: publicplan Architektur + Gestaltung, Hamburg, www.publicplan.eu
Der Spitzboden einer kleinen Jugendstilvilla in Hamburg-Niendorf sollte erschlossen werden und in die Wohnfläche integriert werden. Eine Raumspartreppe war für den über 2,00m langen Bauherren aufgrund fehlender Kopfhöhe in der zerklüfteten Dachlandschaft keine Option. Etliche Varianten von Dachgauben wurden geprüft und aufgrund von zu geringem Raumgewinn wieder verworfen.
Hochbau
Erst eine entschiedene Vergrößerung des Dachvolumens schuf den gewünschten Gewinn an Raumqualitäten. Ein Westbalkon im Obergeschoss und eine überdachte Terrasse zwischen Küche und Garten ergänzen sinnfällig das Entwurfskonzept.
Die neue überdachte Terrasse ist über 4,0m hoch und rahmt den Blick in den üppig begrünten Garten ein. Die signalgelben Stützen sowie die auf Sitzhöhe erhöhte Fahrradstellplatzdecke rahmen den Terrassenbereich ein. Das Souterrain unter der Terrasse wird als Abstellraum für Gartengeräte genutzt.
Das neue Bauvolumen fügt sich als Split-Level-Ebene sowohl funktional als auch konstruktiv in die historische Bausubstanz ein. Das ehemals zum Garten abgeschottete Gebäude öffnet sich nun großzügig durch eine Faltschiebetüranlage zum Balkon sowie die Vollverglasung der Stirnseite. Der Spitzboden erfährt eine windmühlenflügelartige Erweiterung mit verbesserter Stehhöhe. Ein subtiler Knick in der Ostfassade verstärkt die perspektivische Wirkung des schlanken Neubaus.
Der aufgeständerte Baukörper manifestiert sich zwar selbstbewusst zum Garten hin, ist jedoch von der Straße aus kaum einsehbar und die Baugenehmigung erforderte keinerlei Befreiungen oder Abweichungen.
Die Baumassen sind als Fortführung der Dachflächen ähnlich der straßenseitigen Giebelseite konzipiert. Die anthrazitfarbene Fassadenverkleidung der hinterlüfteten Fassade orientiert sich demzufolge an der Bestandsfarbe der dunkelgrauen Dachdeckung aus Betonsteinen.
Der Neubau ist komplett als Stahlkonstruktion ausgeführt. Die schräg stehenden Stahlstützen sorgen für die horizontale Aussteifung und der gelbe Farbton kontrastiert mit dem homogenen Grau der Fassade. Die Untersicht der Dacherweiterung wird mit leicht reflektierenden gebürsteten Aluminium-Dibond-Platten bekleidet werden.
Interieur
Die neue zweiläufige Treppenanlage aus beschichteten Multiplexplatten erschließt das neue Bauvolumen, in dem eine schwebende Ebene als Ausguck und sog. „Krähennest“ eingehängt ist. Von hier aus kann man die hervorragende Rundumsicht genießen und hat zugleich auch einen Rückzugsort.
Auch die weiteren Entwurfselemente wie z.B. Bullaugen, Takelagenetz oder Stützmasten referieren an die Lieblingsbeschäftigung der segelbegeisterten 4-köpfigen Bauherrenfamilie.
Der tribünenartige zweite Treppenlauf dient als Sitzmöbel und die Zwischenstufen sind als Aufbewahrungskisten nutzbar. Die verglasten Aussparungen in den Setzstufen sorgen für die natürliche Belichtung des innenliegenden Flurraumes. Der bis zu 3,40m hohe Raum ist als flexibler Multifunktionsraum konzipiert und soll zum Arbeiten, Spielen oder als zweites Wohnzimmer genutzt werden.