SCSH04
Ein gemeinsames Projekt von publicplan Architektur und Gestaltung (Umbau unter: https://publicplan.eu/neumuenstersche-strasse/) und Gerd Streng (Treppenmöbel).
Zwei identische übereinanderliegende Wohnungen im 2. und 3. OG eines Gründerzeithauses in HH-Hoheluft-Ost werden von einer Familie mit zwei Kindern sowie deren Großmutter bewohnt. Die obere 3-Zimmer-Wohnung der Familie war für deren Bedürfnisse um ein Zimmer zu klein, die untere Wohnung wurde von der Großmutter als zu groß empfunden. Was lag also näher, als ein Zimmer der unteren Wohnung der oberen zuzuschlagen und dieses mit einer internen Treppe zu erschließen.
Die neue Maisonette-Treppe bindet nun das Elternschlafzimmer mit eigenem Bad an die obere Wohnung an, ohne die autarke Funktionsfähigkeit der unteren Wohnung zu beeinträchtigen. Lediglich eine Doppeltür gewährleistet die Fluchtmöglichkeit aus dem Elternschlafzimmer durch den Flur der unteren Wohnung zum Haupttreppenhaus.
Der Raum für die neue Treppe ist aus dem Kinderzimmer der oberen Wohnung ausgespart und direkt an den Flur angebunden. Um den Raumverlust des Kinderzimmers zu minimieren beschränkt sich das Treppenhaus auf 80cm Breite und bietet der Tochter einen kleinen Sitzplatz mit großer Verglasung zur Treppe. Auf diese Weise wird die Treppe natürlich belichtet – ohne Einblicke in das Kinderzimmer zu ermöglichen. Mit einem Klappladen lässt sich das Fenster zur Treppe verdunkeln.
Am unteren Treppenabsatz öffnet sich die Tür zum Schlafzimmer, das man über drei Schubladenstufen erreicht. Der komplette Treppenraum ist weiß lackiert bzw. verputzt, mit Ausnahme der beweglichen Teile Tür/Klappladen, der Ablagewandfläche am oberen Treppenabsatz sowie der Untersicht des Sitzplatzes. Diese Flächen sind mit spiegelndem Kupfer verkleidet, das das Tages- und Kunstlicht in einem angenehm warmen Licht reflektiert.
Das Innere des Treppenhauses wird zu einem atmosphärischen Raum, der ungeachtet des Maßstabes eine fast mystische Wirkung ausübt. Der Raum unter dem Treppenlauf ist mit einem Schrankmöbel besetzt, das mit dem Volumen der Treppe zu einer homogenen Raumskulptur verschmilzt.
Auch Stair Case Study House 04 geht über rein funktionale Aspekte des Verbindens und Verstauens hinaus und macht aus Raumnot eine Tugend. Ohne Zwang werden die Funktionen symbiotisch materialisiert und auf engstem Raum neue poetische Blick- und Raumbezüge hergestellt.